Reale Gegenstände in virtuellen Zeiten
Rettet den Regenwald - Bücher aus Papier!
Je moderner man seinen Alltag gestaltet, desto mehr Realität geht verloren. Was früher ein Gegenstand war, den man in der Hand halten konnte, wird heute zu einer Datei auf der Festplatte oder dem Handy. Nicht wenige Zeitgenossen, die ich kenne, steigen vom gedruckten Buch zum E-Book um und hören schließlich ganz auf zu lesen. Wir lassen uns die realen Gegenstände wegnehmen und wundern uns anschließend, dass wir den Spaß daran verlieren. Immer mehr unserer eigenen Besitztümer wandern in die virtuelle Cloud mit der Folge, dass wir unsere persönlichen Medien auch nur noch dann verfügbar haben, wenn wir uns an die Regeln und Bedingungen des Cloud-Anbieters halten. Was früher ein Gegenstand war, der zu Hause im Regal abgestellt worden war, ist heute ein virtuelles Nutzugsrecht, für das wir einen Vertrag unterschreiben.
Ich gönne mir diesbezüglich eine gewisse Altbackenheit. Einmal davon abgesehen, dass vor allem orchestrale Musik auf der Audio CD viel besser klingt als das Geklirre komprimierter Formate nehme ich gerne einen realen Gegenstand in die Hand, wenn ich Musik höre. Diesen hole ich aus dem Regal, schaue mir das Cover an und lege ihn anschließend in den Player. Dadurch wird das Medium für mich real. Eine Datei in einem Verzeichnis hingegen bleibt immer nur eine Datei in einem Verzeichnis.
Ein gedrucktes Buch kann ich weiter verleihen. Ich kann es verschenken und mit Geschenkpapier umwickeln. Jedes Buch hat sein einzigartiges Gewicht und einen eigenen Geruch. Damit wird das Buch für mich sinnlich erfassbar. Ein virtuelles Buch ist wiederum nur eine weitere Datei, die ich mir auf einem Monitor ansehe. Ich lese im Kontext meiner Arbeit viele virtuelle Texte, in meiner Freizeit darf es gerne etwas Abwechslung sein. Und ein reales Buch braucht noch nicht einmal Strom oder einen Akku. Ok, manchmal brauche ich eine Lampe.